Montag, 30. Juni 2008

Zum Fünfzehnten

Meine Lieben

So geht das natürlich nicht! Ich darf doch meine wenigen aber treuen Leser nicht um Neuigkeiten aus Vietnam bringen. Die letzten zwei Wochen war viel los. Ich war für ein Wochenende am Strand in der Nähe von Hoi An. Ihr könnt euch nicht vorstellen wie schön es dort ist. Kilometerlange, weisse Sandstrände, glasklares lauwarmes Wasser und den besten Seafood ever! Ah ja, man merkt schon wieder, dass ich hier die ganze Zeit englisch spreche. Wahrscheinlich müsst ihr dann etwas Geduld mit mir haben, bis ich das wieder abgelegt habe.

Apropos Wiedersehen: ich komme am Montag 7. Juli zurück in die Schweiz. Zu tun gäbe es noch reichlich, doch ein erster wichtiger Workshop für eines der Projekte steht an. Klar freue ich mich auf die Schweiz, auf Bratwurst mit Rösti und dunkles Brot, auf frisches Leitungswasser und Ruhe und natürlich auf meine Lieben aber ich werde Hanoi auch schrecklich vermissen. Diese Stadt liegt mir sehr am Herzen, das Leben hier ist aufregend und meistens sehr angenehm.

Letzen Samstag war also grosse Abschiedsparty angesagt. Ich habe mit meinen Freunden hier gefeiert. Eine Truppe von Expats, mit denen ich eine super Zeit habe. Wir hatten sehr viel Spass und noch mehr Wodka ;-)

Na dann bis bald in der Schweiz.

Donnerstag, 19. Juni 2008

Zum Vierzehnten

Meine Lieben

Ich lebes also noch! Allerdings bin ich momentan in Saigon und die ganzen Tage ausgebucht mit Meetings. Am Abend sind entweder Business Dinner oder das aufschreiben von Gesprächsnotizen angesagt. Also nicht viel mit Stadt geniessen oder shoppen oder sonstiges. Saigon ist eindeutig moderner und bietet auch mehr westlichen Luxus allerdings geht das auf Kosten des Charmes. Ich wurde ja schon von etlichen Seiten vorgewarnt, dass Saigon nicht mit Hanoi mithalten kann. Allerdings findet hier das Geschäftsleben statt. Wir haben viele interessante Leute getroffen und ich konnte einiges an Infos sammeln.

Donnerstag, 12. Juni 2008

Zum Dreizehnten

Meine Lieben

Der Titel pass ja - ist doch heute Freitag der 13. Ich platze fast. Es gab nämlich heute zum Mittagessen Nem, die typisch vietamesischen Frühlingsrollen. Es war ein richtiger Festschmaus! Diese Dinger sind so gut, dass man einfach nicht aufhören kann auch wenn man das Gefühl hat nächstens zu platzen. Am Sonntag fliege ich für eine Woche nach Saigon, deshalb gabs auch das spezielle Essen. Bin schon ganz gespannt auf die richtige Grossstadt. Hanoi ist ja mehr ein grosses Dorf. Wie ich höre, wird es dort noch heisser sein. Aber ich lasse mich davon nicht abschrecken.

Gestern konnte ich übrigens meine Ao Dai, also meine vietnamesischen Kleider abholen. Ich musste nochmals alles anprobieren und die letzten Änderungen wurden gleich vorgenommen. Die Mädels vom Büro waren begeistert. Allerdings war es ziemlich schwierig zu erklären, warum ich ein Exemplar in scharz gewählt habe, denn das trägt man hier nur zu Beerdigungen. Niemand versteht, wie man freiwillig schwarz tragen kann. Anziehen darf ich die Ao Dais auch nicht, man trägt sie nämlich nur zu speziellen Gelegenheiten. Meine deutschen Freunde meinten das wäre dann der EM Final aber nach gestern Abend ist das ja nicht mehr ganz so eindeutig, ob die das wirklich schaffen.

Dienstag, 10. Juni 2008

Zum Zwölften

Meine Lieben

Sen Hoa hat mir heute nochmals ein paar Details im Zusammenhang mit dem Tod ihres Vaters erzählt. Trauern in Vietnam

Nach einem Todesfall finden alle 7 Tage spezielle Zeremonien statt. Gebetet wird mit Mönchen entweder zuhause oder in einem Tempel. Letzen Samstag z.B. war die ganze Familie während sechs (!) Stunden in einer Pagoda, natürlich am Boden sitzend, und hat gebetet. Ich habe gefragt ob das nicht langweilig sei. Doch offensichtlich handelt es sich um eine Art Meditation und die Teilnehmer sind nachher erschöpft aber auch gelöst.

Die ganze Prozedur ist dazu da, die Seele des Verstorbenen in die andere Welt zu geleiten. Böse Kräfte, die ihn hier behalten wollen, sollen durch die Gebete und Rituale ebenfalls verscheucht werden. Allerdings darf die Trauerfamilie 50 Tage nach der Kremation nicht ans Grab. Es wird befürchtet, dass der Verstorbene sonst die noch lebenden Familienmitglieder mitnehmen könnte. Sen Hoa meinte zwar, dass sie nicht genau wüsste ob das stimme, konnte aber gleichzeitig ein paar Beispiele aufzählen, wo Verwandte kurze Zeit später auch starben. Und natürlich nur, weil sie die Regeln nicht eingehalten haben.

Um dem Verstorbenen das Leben in der anderen Welt zu erleichtern, gibt man ihm allerhand mit auf den Weg. Das ist ganz einfach. Es gibt ganze Märkte mit Gaben für die Verstorbenen alles aus Papier. Man muss es nur verbrennen und schon erhält der geliebte Geist Zugang. So werden Geld, papierene Autos, Motorräder und Handys verbrannt. Die Frage was ein Toter denn mit einem Handy wolle konnte ich mir natürlich nicht verkneifen. Die Antwort: anrufen, was sonst?!? Das Geld braucht man um zu reisen und halt für die täglichen Bedürfnisse im Paradies - gratis gibt's ja heute nichts mehr.

Ich will mich aber keinesfalls lustig über die hier herrschenden Traditionen machen. Im Gegenteil, ich denke diese länger andauernde, klar strukturierte Trauerzeit erleichtert es den Hinterbliebenen Abschied zu nehmen. Bei uns muss man ja zwei Tage nach der Beerdigung schon wieder voll funktionieren und es wird eher als bemühend empfunden mehr als einmal über den Tod und den Toten zu sprechen.

Sonntag, 8. Juni 2008

Zum Elften

Meine Lieben

Ich bin so enttäuscht über die Niederlage der Schweizer (sniff) aber dazu später mehr. Ich hatte wieder mal ein sehr interessantes Weekend in Vietnam. Am Freitagabend stand Schlangen essen auf dem Programm. Die Vietnamesen verehren den Drachen, alles andere was kreucht und fleucht kann man bedenkenlos essen. Schlange ist eine Delikatesse und daher entsprechend nicht ganz günstig. Wir waren eine Gruppe von 8 Leuten. Der vietnamesische Arbeitskollege von einem unserer Truppe hat die nötigen Tipps geliefert und die Reservation gemacht. Man muss zum Beispiel wissen, dass die Kobras extrem gemästet werden und daher nur fett und teuer sind. Unsere drei "Grass Snakes" waren vielleicht auf den ersten Blick nicht ganz so beeindruckend aber wir waren da um sie zu essen, ich denke das ist Herausforderung genug. Also Freitag 18:30 Uhr ab auf die Roller und ca. 20 Minuten Fahrt später treffen wir im Schlangendorf ein.

Das Restaurant ist wirklich schön und gediegen. Im Parterre erwartet uns schon ein kleiner Zoo. Leguane, Vögel (lebend) und duzende Tiere (meist Schlangen aber auch ein Gürteltier) eingelegt in Alkohol. Und natürlich ein paar Duzend Tonkrüge, die mit einem Stofflappen bedeckt sind. Dort verbringen die Schlangen ihre letzen Stunden. Ich habe mir sagen lassen, dass Schlangen nicht Treppensteigen können und deshalb haben wir uns beruhigt auf der Terrasse im ersten Stock niedergelassen. Einmal mehr gab's ein paar Verständnisprobleme bei der Bestellung. Schon stand ein "Schlangenmeister" mit einer riesigen Grass-Schlange neben uns, lebend versteht sich. Wir wollten aber lieber drei kleine haben. Zurück zum Start also. Dann waren die drei Schlangen da, sie haben sich ein paar Minuten gewunden und wir durften ausführlich fotografieren und filmen. Nun muss man wissen, dass Herz, Blut und Galle sozusagen die Filets der Schlange sind. Abgesehen davon soll das Herz potenzsteigernde Wirkung haben. Und schon war die erste Schlange aufgeschlitzt und ihr Blut tropfte in ein Glas. Dann das Herz herausgeschnitten, die Galle abgezapft und ab in die Küche mit dem Rest. Die Jungs haben sich die drei Herzen geteilt, ich war ja heilfroh, das ich davon verschont blieb. Auch im Anbetracht der Tatsache, dass ich am Vortag mal wieder krank war, wollte ich meinen Magen nicht zusätzlich herausfordern.

Die Blut und Gallen Shots sehen zwar grausig aus, sind aber mit soviel starkem Alkohol verdünnt, dass man nicht wirklich etwas schmeckt. Das Herz hat noch eine ganze Weile gepocht... siehe Video Link auf der rechten Seite. Die anschliessenden Gerichte (Suppe mit Schlange, Schlangen Frühlingsrolle, Schlangenhaut gebacken, Schlange gebraten mit Zwiebel etc.) waren eigentlich ganz gut. Das Fleisch hat keinen starken Geschmack und ist bisweilen recht zäh.

Anschliessend haben wir den Abend zurück in Hanoi im Dragon Fly ausklingen lassen. Die Wasserpfeife war zwar nochmals eine Premiere für mich aber nach Schlangenblut wirkte alles andere irgendwie etwas blass. Das Dragon Fly ist eine der wenigen Bars, die nicht um 23:30 Uhr schliesst. Auch ein etwa halbstündiger Stromausfall kurz vor Mitternacht konnte die Stimmung nicht trüben. Etwas heiss wurde es halt, da die Klimaanlage ausfiel, dafür wurden überall Kerzen aufgestellt und Fächer verteilt. Und dass man in einem totalitären Staat schon mal von der Polizei aus dem Club geworfen wird, ist eigentlich auch nicht weiter bemerkenswert.

Schliesslich stand am Samstag natürlich alles im Zeichen des Flussballs. Die Vietnamesen sind total fussballverrückt. Ich war auf die Residenz des Schweizer Botschafters Monsieur Jean-Hubert Lebet eingeladen. Es gab Häppli (Hobelfleisch und Käse mmhhh) und eine ganze Menge Wein. Um 23 Uhr ist dann die ganze Clique in den Press Club gegangen, um das Spiel auf Grossleinwand anzuschauen. Die Stimmung war grossartig (bis zum Führungstreffer der Tschechen) und auch der vietnamesische Kommentar hat nach einer Weile nicht mehr so sehr gestört. Ich habe versucht möglichst vielen Leuten ein leidenschaftliches "Hopp Schwiit" abzurungen was aber am Ende auch nichts genützt hat.

Nach soviel Aufregung war am Sonntag ausschlafen und relaxen angesagt. Ein bisschen Shoppen kann nie schaden, deshalb habe ich mir eine Lampe und ein ehemaliges Propagandaposter gekauft. Vietnam wird also künftig auch in meiner Wohnung in Zürich Einzug halten.

Dienstag, 3. Juni 2008

Zum Zehnten

Meine Lieben

Ich komme gerade zurück vom Schneider. Ich will mir nämlich ein traditionelles vietnamesisches Kleid machen lassen, respektive zwei. Das sogenannte Ao Dai besteht aus einer langen Bluse, die knapp bis zum Knöchel reicht und auf der Seite fast bis unter den Arm geschlitzt ist sowie einer dazu passenden Hose. Die Stoffe sind entweder Seide, oder Taft oder Tüll. Bei der riesen Auswahl war das gar nicht so einfach! Man sucht sich den Style aus, bestimmt die Farbe und die Art der Stickerei oder Verzierung, die man möchte. Natürlich hat mich eines der Mädels aus dem Büro begleitet und übersetzt.

Es hiess ich sei durch und durch vietnamesisch gebaut, nur der Kopf sei ausländisch. Die Schneiderin hat ausführlich Mass genommen (wusste gar nicht, was man alles messen kann...) und mich dabei unsanft rumgeschubst und gedreht. Jetzt dauert es 9 Tage bis ich zur finalen Anprobe gehen kann. Der Preis von ca. 100 USD pro Stück ist lächerlich, wenn man das Material und vor allem den Aufwand sieht, der dahinter steckt.

Natürlich habe ich schon ein paar Fotos von der Anprobe, aber es wird noch nichts gezeigt ;-)

Sonntag, 1. Juni 2008

Zum Neunten

Meine Lieben

Am Weekend war ich in der Halong Bay. Das Gebiet im Golf von Tonkin im Norden Vietnams ist wunderschön. 2969 Felsinseln ragen aus dem Meer. Fast alle sind dicht begrünt. Diese Landschaft ist wahnsinnig mystisch und sehr faszinierend. Die Reise mit dem Bus nach Halong dauert ca. 3.5 Stunden, weiter gings mit dem Boot. Ein Besuch in einem der "Floating Villages" (schwimmenden Dörfer) durfte natürlich auch nicht fehlen. Das Dorf, welches wir besucht haben, hat ca. 800 Einwohner. Die Häuser stehen auf Flossen, welche aneinander geknüft sind. Es gibt sogar eine Schule, allerdings sind gerade Sommerferien (Mai bis August).

Ohne Boot ist man definitiv aufgeschmissen. Ich habe mich gefragt, was man dort wohl so treibt an einem verregneten Sonntag... Ich überlege mir jetzt ob ich mit der "Floating Village News" einer Boulevardzeitung den Markt erobern soll. Zu tratschen gibt's da sicher viel! Natürlich war frischer Fisch und Meeresfrüchte allenthalben zu haben und ich geniesse diese kulinarischen Höhenflüge in vollen Zügen.

Ein Schild beim Restaurant nahe der Anlegstelle unsere Bootes pries das Gericht "Crab full of fat" an. Wir hoffen jetzt mal, das es Krabben in Butter sind. Neben Krokodil war Katze und Kamel (!) ebenfalls auf der Karte zu finden.