Dienstag, 10. Juni 2008

Zum Zwölften

Meine Lieben

Sen Hoa hat mir heute nochmals ein paar Details im Zusammenhang mit dem Tod ihres Vaters erzählt. Trauern in Vietnam

Nach einem Todesfall finden alle 7 Tage spezielle Zeremonien statt. Gebetet wird mit Mönchen entweder zuhause oder in einem Tempel. Letzen Samstag z.B. war die ganze Familie während sechs (!) Stunden in einer Pagoda, natürlich am Boden sitzend, und hat gebetet. Ich habe gefragt ob das nicht langweilig sei. Doch offensichtlich handelt es sich um eine Art Meditation und die Teilnehmer sind nachher erschöpft aber auch gelöst.

Die ganze Prozedur ist dazu da, die Seele des Verstorbenen in die andere Welt zu geleiten. Böse Kräfte, die ihn hier behalten wollen, sollen durch die Gebete und Rituale ebenfalls verscheucht werden. Allerdings darf die Trauerfamilie 50 Tage nach der Kremation nicht ans Grab. Es wird befürchtet, dass der Verstorbene sonst die noch lebenden Familienmitglieder mitnehmen könnte. Sen Hoa meinte zwar, dass sie nicht genau wüsste ob das stimme, konnte aber gleichzeitig ein paar Beispiele aufzählen, wo Verwandte kurze Zeit später auch starben. Und natürlich nur, weil sie die Regeln nicht eingehalten haben.

Um dem Verstorbenen das Leben in der anderen Welt zu erleichtern, gibt man ihm allerhand mit auf den Weg. Das ist ganz einfach. Es gibt ganze Märkte mit Gaben für die Verstorbenen alles aus Papier. Man muss es nur verbrennen und schon erhält der geliebte Geist Zugang. So werden Geld, papierene Autos, Motorräder und Handys verbrannt. Die Frage was ein Toter denn mit einem Handy wolle konnte ich mir natürlich nicht verkneifen. Die Antwort: anrufen, was sonst?!? Das Geld braucht man um zu reisen und halt für die täglichen Bedürfnisse im Paradies - gratis gibt's ja heute nichts mehr.

Ich will mich aber keinesfalls lustig über die hier herrschenden Traditionen machen. Im Gegenteil, ich denke diese länger andauernde, klar strukturierte Trauerzeit erleichtert es den Hinterbliebenen Abschied zu nehmen. Bei uns muss man ja zwei Tage nach der Beerdigung schon wieder voll funktionieren und es wird eher als bemühend empfunden mehr als einmal über den Tod und den Toten zu sprechen.

1 Kommentar:

Munz hat gesagt…

Liebe Stefi

Wir hatten gestern eine kulinarische Weiterbildung. In Anbetracht Deiner Ess-Abenteuer war das natürlich super pille palle, zumal es nur um "gewagte" Wein-Käse-Kombinationen ging. Aber lehrreich war es. Wusstest Du, dass die Asche auf dem Käse dazu dient, dass die Fliegen sich nicht darauf niederlassen? Oder kennst du die Legende vom Roquefort: Ein Schafhirte war auf der Weide mit seinen Schafen und liess sich für die Brotzeit in einer kühlen Höhle nieder. Plötzlich packte ihn die grosse Leidenschaft nach seiner Liebsten (daher der Begriff Schäferstündchen). Er liess seine Herde auf der Weide grasen und die Brotzeit in der Höhle liegen. Als er ein paar Tage später hungrig (wieso eigentlich hungrig) zurückkehrte, waren die Schafe wohl auf, nur das Brot und der Käse total schimmlig. Trotzdem ass er es auf und merkte, dass es sehr gut schmeckte. Und so wird der Blauschimmelkäse noch heute hergestellt: Roggenbrot verschimmeln lassen, trocknen und dem Frischkäse beimischen, lagern. -> Fast so lecker wie das vietnamesische Schlangenherz :-)

Hopp Schwiiz

Irene