Montag, 30. Juni 2008

Zum Fünfzehnten

Meine Lieben

So geht das natürlich nicht! Ich darf doch meine wenigen aber treuen Leser nicht um Neuigkeiten aus Vietnam bringen. Die letzten zwei Wochen war viel los. Ich war für ein Wochenende am Strand in der Nähe von Hoi An. Ihr könnt euch nicht vorstellen wie schön es dort ist. Kilometerlange, weisse Sandstrände, glasklares lauwarmes Wasser und den besten Seafood ever! Ah ja, man merkt schon wieder, dass ich hier die ganze Zeit englisch spreche. Wahrscheinlich müsst ihr dann etwas Geduld mit mir haben, bis ich das wieder abgelegt habe.

Apropos Wiedersehen: ich komme am Montag 7. Juli zurück in die Schweiz. Zu tun gäbe es noch reichlich, doch ein erster wichtiger Workshop für eines der Projekte steht an. Klar freue ich mich auf die Schweiz, auf Bratwurst mit Rösti und dunkles Brot, auf frisches Leitungswasser und Ruhe und natürlich auf meine Lieben aber ich werde Hanoi auch schrecklich vermissen. Diese Stadt liegt mir sehr am Herzen, das Leben hier ist aufregend und meistens sehr angenehm.

Letzen Samstag war also grosse Abschiedsparty angesagt. Ich habe mit meinen Freunden hier gefeiert. Eine Truppe von Expats, mit denen ich eine super Zeit habe. Wir hatten sehr viel Spass und noch mehr Wodka ;-)

Na dann bis bald in der Schweiz.

Donnerstag, 19. Juni 2008

Zum Vierzehnten

Meine Lieben

Ich lebes also noch! Allerdings bin ich momentan in Saigon und die ganzen Tage ausgebucht mit Meetings. Am Abend sind entweder Business Dinner oder das aufschreiben von Gesprächsnotizen angesagt. Also nicht viel mit Stadt geniessen oder shoppen oder sonstiges. Saigon ist eindeutig moderner und bietet auch mehr westlichen Luxus allerdings geht das auf Kosten des Charmes. Ich wurde ja schon von etlichen Seiten vorgewarnt, dass Saigon nicht mit Hanoi mithalten kann. Allerdings findet hier das Geschäftsleben statt. Wir haben viele interessante Leute getroffen und ich konnte einiges an Infos sammeln.

Donnerstag, 12. Juni 2008

Zum Dreizehnten

Meine Lieben

Der Titel pass ja - ist doch heute Freitag der 13. Ich platze fast. Es gab nämlich heute zum Mittagessen Nem, die typisch vietamesischen Frühlingsrollen. Es war ein richtiger Festschmaus! Diese Dinger sind so gut, dass man einfach nicht aufhören kann auch wenn man das Gefühl hat nächstens zu platzen. Am Sonntag fliege ich für eine Woche nach Saigon, deshalb gabs auch das spezielle Essen. Bin schon ganz gespannt auf die richtige Grossstadt. Hanoi ist ja mehr ein grosses Dorf. Wie ich höre, wird es dort noch heisser sein. Aber ich lasse mich davon nicht abschrecken.

Gestern konnte ich übrigens meine Ao Dai, also meine vietnamesischen Kleider abholen. Ich musste nochmals alles anprobieren und die letzten Änderungen wurden gleich vorgenommen. Die Mädels vom Büro waren begeistert. Allerdings war es ziemlich schwierig zu erklären, warum ich ein Exemplar in scharz gewählt habe, denn das trägt man hier nur zu Beerdigungen. Niemand versteht, wie man freiwillig schwarz tragen kann. Anziehen darf ich die Ao Dais auch nicht, man trägt sie nämlich nur zu speziellen Gelegenheiten. Meine deutschen Freunde meinten das wäre dann der EM Final aber nach gestern Abend ist das ja nicht mehr ganz so eindeutig, ob die das wirklich schaffen.

Dienstag, 10. Juni 2008

Zum Zwölften

Meine Lieben

Sen Hoa hat mir heute nochmals ein paar Details im Zusammenhang mit dem Tod ihres Vaters erzählt. Trauern in Vietnam

Nach einem Todesfall finden alle 7 Tage spezielle Zeremonien statt. Gebetet wird mit Mönchen entweder zuhause oder in einem Tempel. Letzen Samstag z.B. war die ganze Familie während sechs (!) Stunden in einer Pagoda, natürlich am Boden sitzend, und hat gebetet. Ich habe gefragt ob das nicht langweilig sei. Doch offensichtlich handelt es sich um eine Art Meditation und die Teilnehmer sind nachher erschöpft aber auch gelöst.

Die ganze Prozedur ist dazu da, die Seele des Verstorbenen in die andere Welt zu geleiten. Böse Kräfte, die ihn hier behalten wollen, sollen durch die Gebete und Rituale ebenfalls verscheucht werden. Allerdings darf die Trauerfamilie 50 Tage nach der Kremation nicht ans Grab. Es wird befürchtet, dass der Verstorbene sonst die noch lebenden Familienmitglieder mitnehmen könnte. Sen Hoa meinte zwar, dass sie nicht genau wüsste ob das stimme, konnte aber gleichzeitig ein paar Beispiele aufzählen, wo Verwandte kurze Zeit später auch starben. Und natürlich nur, weil sie die Regeln nicht eingehalten haben.

Um dem Verstorbenen das Leben in der anderen Welt zu erleichtern, gibt man ihm allerhand mit auf den Weg. Das ist ganz einfach. Es gibt ganze Märkte mit Gaben für die Verstorbenen alles aus Papier. Man muss es nur verbrennen und schon erhält der geliebte Geist Zugang. So werden Geld, papierene Autos, Motorräder und Handys verbrannt. Die Frage was ein Toter denn mit einem Handy wolle konnte ich mir natürlich nicht verkneifen. Die Antwort: anrufen, was sonst?!? Das Geld braucht man um zu reisen und halt für die täglichen Bedürfnisse im Paradies - gratis gibt's ja heute nichts mehr.

Ich will mich aber keinesfalls lustig über die hier herrschenden Traditionen machen. Im Gegenteil, ich denke diese länger andauernde, klar strukturierte Trauerzeit erleichtert es den Hinterbliebenen Abschied zu nehmen. Bei uns muss man ja zwei Tage nach der Beerdigung schon wieder voll funktionieren und es wird eher als bemühend empfunden mehr als einmal über den Tod und den Toten zu sprechen.

Sonntag, 8. Juni 2008

Zum Elften

Meine Lieben

Ich bin so enttäuscht über die Niederlage der Schweizer (sniff) aber dazu später mehr. Ich hatte wieder mal ein sehr interessantes Weekend in Vietnam. Am Freitagabend stand Schlangen essen auf dem Programm. Die Vietnamesen verehren den Drachen, alles andere was kreucht und fleucht kann man bedenkenlos essen. Schlange ist eine Delikatesse und daher entsprechend nicht ganz günstig. Wir waren eine Gruppe von 8 Leuten. Der vietnamesische Arbeitskollege von einem unserer Truppe hat die nötigen Tipps geliefert und die Reservation gemacht. Man muss zum Beispiel wissen, dass die Kobras extrem gemästet werden und daher nur fett und teuer sind. Unsere drei "Grass Snakes" waren vielleicht auf den ersten Blick nicht ganz so beeindruckend aber wir waren da um sie zu essen, ich denke das ist Herausforderung genug. Also Freitag 18:30 Uhr ab auf die Roller und ca. 20 Minuten Fahrt später treffen wir im Schlangendorf ein.

Das Restaurant ist wirklich schön und gediegen. Im Parterre erwartet uns schon ein kleiner Zoo. Leguane, Vögel (lebend) und duzende Tiere (meist Schlangen aber auch ein Gürteltier) eingelegt in Alkohol. Und natürlich ein paar Duzend Tonkrüge, die mit einem Stofflappen bedeckt sind. Dort verbringen die Schlangen ihre letzen Stunden. Ich habe mir sagen lassen, dass Schlangen nicht Treppensteigen können und deshalb haben wir uns beruhigt auf der Terrasse im ersten Stock niedergelassen. Einmal mehr gab's ein paar Verständnisprobleme bei der Bestellung. Schon stand ein "Schlangenmeister" mit einer riesigen Grass-Schlange neben uns, lebend versteht sich. Wir wollten aber lieber drei kleine haben. Zurück zum Start also. Dann waren die drei Schlangen da, sie haben sich ein paar Minuten gewunden und wir durften ausführlich fotografieren und filmen. Nun muss man wissen, dass Herz, Blut und Galle sozusagen die Filets der Schlange sind. Abgesehen davon soll das Herz potenzsteigernde Wirkung haben. Und schon war die erste Schlange aufgeschlitzt und ihr Blut tropfte in ein Glas. Dann das Herz herausgeschnitten, die Galle abgezapft und ab in die Küche mit dem Rest. Die Jungs haben sich die drei Herzen geteilt, ich war ja heilfroh, das ich davon verschont blieb. Auch im Anbetracht der Tatsache, dass ich am Vortag mal wieder krank war, wollte ich meinen Magen nicht zusätzlich herausfordern.

Die Blut und Gallen Shots sehen zwar grausig aus, sind aber mit soviel starkem Alkohol verdünnt, dass man nicht wirklich etwas schmeckt. Das Herz hat noch eine ganze Weile gepocht... siehe Video Link auf der rechten Seite. Die anschliessenden Gerichte (Suppe mit Schlange, Schlangen Frühlingsrolle, Schlangenhaut gebacken, Schlange gebraten mit Zwiebel etc.) waren eigentlich ganz gut. Das Fleisch hat keinen starken Geschmack und ist bisweilen recht zäh.

Anschliessend haben wir den Abend zurück in Hanoi im Dragon Fly ausklingen lassen. Die Wasserpfeife war zwar nochmals eine Premiere für mich aber nach Schlangenblut wirkte alles andere irgendwie etwas blass. Das Dragon Fly ist eine der wenigen Bars, die nicht um 23:30 Uhr schliesst. Auch ein etwa halbstündiger Stromausfall kurz vor Mitternacht konnte die Stimmung nicht trüben. Etwas heiss wurde es halt, da die Klimaanlage ausfiel, dafür wurden überall Kerzen aufgestellt und Fächer verteilt. Und dass man in einem totalitären Staat schon mal von der Polizei aus dem Club geworfen wird, ist eigentlich auch nicht weiter bemerkenswert.

Schliesslich stand am Samstag natürlich alles im Zeichen des Flussballs. Die Vietnamesen sind total fussballverrückt. Ich war auf die Residenz des Schweizer Botschafters Monsieur Jean-Hubert Lebet eingeladen. Es gab Häppli (Hobelfleisch und Käse mmhhh) und eine ganze Menge Wein. Um 23 Uhr ist dann die ganze Clique in den Press Club gegangen, um das Spiel auf Grossleinwand anzuschauen. Die Stimmung war grossartig (bis zum Führungstreffer der Tschechen) und auch der vietnamesische Kommentar hat nach einer Weile nicht mehr so sehr gestört. Ich habe versucht möglichst vielen Leuten ein leidenschaftliches "Hopp Schwiit" abzurungen was aber am Ende auch nichts genützt hat.

Nach soviel Aufregung war am Sonntag ausschlafen und relaxen angesagt. Ein bisschen Shoppen kann nie schaden, deshalb habe ich mir eine Lampe und ein ehemaliges Propagandaposter gekauft. Vietnam wird also künftig auch in meiner Wohnung in Zürich Einzug halten.

Dienstag, 3. Juni 2008

Zum Zehnten

Meine Lieben

Ich komme gerade zurück vom Schneider. Ich will mir nämlich ein traditionelles vietnamesisches Kleid machen lassen, respektive zwei. Das sogenannte Ao Dai besteht aus einer langen Bluse, die knapp bis zum Knöchel reicht und auf der Seite fast bis unter den Arm geschlitzt ist sowie einer dazu passenden Hose. Die Stoffe sind entweder Seide, oder Taft oder Tüll. Bei der riesen Auswahl war das gar nicht so einfach! Man sucht sich den Style aus, bestimmt die Farbe und die Art der Stickerei oder Verzierung, die man möchte. Natürlich hat mich eines der Mädels aus dem Büro begleitet und übersetzt.

Es hiess ich sei durch und durch vietnamesisch gebaut, nur der Kopf sei ausländisch. Die Schneiderin hat ausführlich Mass genommen (wusste gar nicht, was man alles messen kann...) und mich dabei unsanft rumgeschubst und gedreht. Jetzt dauert es 9 Tage bis ich zur finalen Anprobe gehen kann. Der Preis von ca. 100 USD pro Stück ist lächerlich, wenn man das Material und vor allem den Aufwand sieht, der dahinter steckt.

Natürlich habe ich schon ein paar Fotos von der Anprobe, aber es wird noch nichts gezeigt ;-)

Sonntag, 1. Juni 2008

Zum Neunten

Meine Lieben

Am Weekend war ich in der Halong Bay. Das Gebiet im Golf von Tonkin im Norden Vietnams ist wunderschön. 2969 Felsinseln ragen aus dem Meer. Fast alle sind dicht begrünt. Diese Landschaft ist wahnsinnig mystisch und sehr faszinierend. Die Reise mit dem Bus nach Halong dauert ca. 3.5 Stunden, weiter gings mit dem Boot. Ein Besuch in einem der "Floating Villages" (schwimmenden Dörfer) durfte natürlich auch nicht fehlen. Das Dorf, welches wir besucht haben, hat ca. 800 Einwohner. Die Häuser stehen auf Flossen, welche aneinander geknüft sind. Es gibt sogar eine Schule, allerdings sind gerade Sommerferien (Mai bis August).

Ohne Boot ist man definitiv aufgeschmissen. Ich habe mich gefragt, was man dort wohl so treibt an einem verregneten Sonntag... Ich überlege mir jetzt ob ich mit der "Floating Village News" einer Boulevardzeitung den Markt erobern soll. Zu tratschen gibt's da sicher viel! Natürlich war frischer Fisch und Meeresfrüchte allenthalben zu haben und ich geniesse diese kulinarischen Höhenflüge in vollen Zügen.

Ein Schild beim Restaurant nahe der Anlegstelle unsere Bootes pries das Gericht "Crab full of fat" an. Wir hoffen jetzt mal, das es Krabben in Butter sind. Neben Krokodil war Katze und Kamel (!) ebenfalls auf der Karte zu finden.

Mittwoch, 28. Mai 2008

Kommentare

Meine Lieben

Ich habe mich schon gewundert, warum ich kaum Kommentare in meinem Blog habe. Jetzt weiss ich, dass eine Registrierung nötig war (danke für den Hinweis Melanie). Ich habe die Einstellungen geändert, ab sofort kann man auch ohne Registrierung Kommentare posten!

Zum Achten

Meine Lieben

Jetzt bin ich doch tatsächlich kollabiert. Selber Schuld natürlich, war nämlich auf dem Balkon eine rauchen (40 Grad) und dann wieder rein ins Büro (25 Grad). So 15 Grad Temperaturunterschied können einen direkt aus den Socken hauen, würde man solche tragen. Mir wurde schwindlig und speiübel und dann... naja nach ein paar Minuten hinlegen gings mir wieder besser. Meine Chefin hat mir eine Massage empfohlen, das sei gut für den Kreislauf. Das nenn ich doch mal einen vernünftigen Ansatz. Auf jeden Fall werde ich es heute etwas ruhiger angehen lassen und in Zukunft Hitze/Kälte-Schocks meiden.

Übrigens habe ich inzwischen auch den Dreh raus mit den vietnamesischen Namen. Nguyen Lan Trung (so heisst der Sprecher des vietnamesischen Fussballverbandes, wie ich eben in der Zeitung gelesen habe) wäre ein gutes Beispiel. Der erste Name 'Nguyen' ist der Familienname, den man eigentlich nie braucht. Der zweite Name 'Lan' ist ein Namenszusatz mit dem die Eltern ausdrücken, was sie dem Kind wünschen. Vereinfacht könnte das Glück, oder Zufriedenheit, oder Talent oder sowas heissen. Zum Schluss kommt der eigentliche Vorname 'Trung'. Die Leute werden normalerweise beim Mittel- und Schlussnamen angesprochen, also: Lan Trung in unserem Beispiel. Alles klar?

Montag, 26. Mai 2008

Zum Siebten

Meine Lieben

Es ist heiss geworden in Hanoi. 35 Grad und mehr ist es momentan. Dabei liegt die gefühlte Temperatur bei über 40 Grad. Tagsüber nach draussen zu gehen, empfiehlt sich deshalb nicht. Nur Touristen treiben sich bei solchen Hitzeschüben auf den Strassen rum. Deshalb ist Klimaanlage einschalten und im Pool sitzen angesagt.

Am letzten Wochenende war ein internationales Food Festival in Hanoi. Ich habe ja auf Raclette oder Fondue spekuliert, aber das gabs dann doch nicht. Show und Musik durften natürlich nicht fehlen. Wir sahen einen 10-jährigen, der eine riesen Rap-Show bot, als ob er eben aus den Bronx entsprungen wäre. Ein kleines Mädchen, angezogen wie eine Puppe, gab Popsongs zum Besten. Schliesslich spielte eine Band Lieder, die bei uns so vor ca. 10 Jahren 'in' waren. Anschliessend waren wir noch auf einer WG-Party im Haus von meinen Gspändli.

Ich schmiede momentan Pläne, um Vietnam weiter kennenzulernen. Es gibt einige Möglichkeiten von hier aus interessante Weekendausflüge zu machen. Die Ausbeute wird dann natürlich wieder an dieser Stelle raportiert.

Montag, 19. Mai 2008

Zum Sechsten

Meine Lieben

Zum Thema Verkehr sollte ich an dieser Stelle schon noch ein paar Worte verlieren. Regeln gibt's, eingehalten werden sie nicht. Ein kleiner Eindruck vermittelt das Video, welches ich auf Youtube gestellt habe (siehe Link auf der Seite). Allerdings ist dieser Ausschnitt aus dem Old Quarter Abends um ca. 21 Uhr. Also nicht wirklich zur Stossverkehrszeit. An Kreuzungen fahren alle gleichzeitig in alle Richtungen und kommen trotzdem irgendwie aneinander vorbei. Dabei schauen die Rollerfahrer nur nach vorne und natürlich wird viel gehupt.

Zur Arbeit fahre ich ja jeweils mit dem Taxi. Dabei ist mir aufgefallen, dass die Vietnamesischen Autofahrer das Schalten überhaupt nicht mögen. Angefahren wird grundsätzlich im zweiten Gang, auch wenn das Fahrzeug dabei kaum vom Fleck kommt. 20 km/h im dritten und 30 im vierten Gang. Schneller wird man hier sowieso nie. Ich bin ja kein Autoexperte, aber ist das nicht schlecht für die Kupplung?

Um das Verkehrschaos einzudämmen ist jetzt der Bau einer U-Bahn geplant. Allerdings wird das wohl noch ein paar Jahre dauern. Die Infrastrukturprobleme werden in dieser Zeit aber sicher nicht kleiner. Auch die Stromversorgung der Häuser ist erwähnenswert. Die Kabel hängen nämlich alle in der Luft. Und wenns ein neues Haus anzuschliessen gibt oder etwas repariert werden muss, klettert einer die Stange hoch und "verlegt" oder besser "verhängt" ein neues Kabel. Dabei wird der Strom nicht abgestellt und es kann sein das ein Kabel solange am Boden liegt. Also immer aufpassen, wenn man an Kabeln vorbeigeht, sonst könnte eine neue Frisur blühen.

Zum Fünften

Meine Lieben

Ich hatte ein ganz lustiges Wochenende. Am Samstag war ich mit meiner Truppe essen und nachher haben wir kräftig gebechert. Deshalb hatten wir am Sonntag alle einen mittleren bis grossen Kater (bei 30 Grad ist das doppelt so schlimm!). Nicht desto trotz haben wir uns auf die Roller geschwungen und uns auf den Weg zu einem Dorf etwas ausserhalb von Hanoi gemacht. Leider war es nicht so einfach zu finden wie gehofft. Nachfragen war auch nicht wirklich einfach, da die Leute zwar sehr hilfsbereit sind und meistens sofort eine ganze Schar von Menschen um einen herum steht, doch die Sprachbarrieren sind halt schon ziemlich gross. Und dann hatte Martin auch noch einen platten Reifen - mitten in der Pampa. Hilfe war aber schnell zu finden. Offensichtlich sind hier (fast) alle ausgerüstet, einen Reifen zu reparieren, was sich beim Zustand der Strassen auch aufdrängt. Für 50'000 Dong (knapp 3 Dollar) wurde die Sache erledigt. Inzwischen wurden uns Getränke und Sitzgelegenheiten im Schatten geboten. Aus allen Richtungen kamen plötzlich "Besucher", die wohl vor allem die vier Langnasen (so nennen die Vietnamesen die Europäer) begutachten wollten. Auch wurde freudig auf uns eingeredet, dass wir nichts verstanden haben, tat der Begeisterung wenig Abbruch. Auf dem Rückweg sind wir dann auch noch kräftig verregnet worden.

Am Abend war dann Schnitzel-Essen beim Kaiser angesagt. Der vietnamesische Besitzer hat einige Zeit in Deutschland gelebt. Nach zwei Wochen Vietnamesischem Food ist so ein Wiener Schnitzel halt schon lecker. Schliesslich gings früh ins Bett, um die Strapazen des Weekends auszuschlafen.

Interessanterweise funktioniert mein BlackBerry plötzlich. Also das heisst, ich bekomme auch die Mails. Dafür geht das Internet nicht mehr. Server überhitzt oder so etwas in der Art. Dabei ist es heute gar nicht so warm. Ist glaube ich das erste Mal, seit ich hier bin, dass ich tatsächlich friere. Es regnet nämlich seit gestern, so langsam startet die Regenzeit.

Mittwoch, 14. Mai 2008

Zum Vierten

Meine Lieben

Schon wieder habe ich kulinarische News. Gestern Abend waren wir in einem traditionellen vietnamesischen Restaurant essen. Da man ja alles probieren muss, haben wir Heuschrecken bestellt. Geschmeckt haben die riesen Dinger eigentlich nicht schlecht. Aber ihr Aussehen hat mir fast den Appetit verdorben. Die langen schwarzen Beine, der Kopf - bäähhh. Auch die Taube war lecker, nur den Kopf hätten wir nicht unbedingt auf dem Teller gebraucht. Zum Glück gabs zum Dessert einen starken Schnapps zum runterspülen. Ich hatte einen Aprikosenlikör. Gecko und schwarze Biene habe ich den Jungs überlassen.

Bei der Arbeit geht's etwas vorwärts. Allerdings braucht man hier sehr, sehr viel Geduld. Da natürlich alles in vietnamesisch ist, brauche ich Übersetzungshilfe. Gestern hat mir Thu geholfen. Kreatives zuhören war dabei gefragt. So wie es für uns extrem schwierig ist, die verschiedenen Laute im Vietnamesischen zu unterscheiden, tun sich die Vietnamesen schwer, englisch zu sprechen. Hättet ihr rausgefunden das "tion" Fashion heisst?!? Sobald es in etwas komplexere Themen reingeht wirds fast unmöglich. Leider ist ja Geduld nicht gerade eine meiner Stärken...

Montag, 12. Mai 2008

Zum Dritten

Meine Lieben

Ich habe schon mal erwähnt, dass ich am Mittag jeweils mit den Ladies vom Büro essen kann. Bezahlt wird das von der Firma. Ich wurde heute gefragt, ob ich den Food möge und ob ich irgendwelche speziellen Wünsche hätte. Ich habe kurz mit dem Gedanken gespielt, eine Berner Platte à la Inside (Ringier Personalrestaurant im Pressehaus) zu wünschen. Habe das aber gleich wieder verworfen. Ich finde es sehr spannend, diese typischen vietnamesischen Gerichte auszuprobieren. Heute gab es Fisch. Ich hatte den Eindruck, dass der nicht so ganz "ausgenommen" war und tatsächlich hat eines der inneren Stücke dann ziemlich streng geschmeckt. Ich verfolge hier aber streng die Devise: ausprobiert wird alles. Im Notfall kann ich es ja auch wieder ausspucken. Bei den hiesigen Essgewohnheiten fällt das sowieso kaum auf. Viele Esswaren werden im Mund zerlegt und die ungeniessbaren Teile dann wieder ausgespuckt. Ein Beispiel dafür sind ungeschälte Riesencrevetten. Während dem Essen wird im grossen Stil geschmatzt und im Anschluss werden die Zähne ausführlich mit Zahnstochern gereinigt. Ich frage mich immer, was die Leute von mir halten, wenn ich das nicht so offensiv mitmache...

Samstag, 10. Mai 2008

Zum Zweiten

Meine Lieben

Nach einer Hochzeit am Dienstag stand heute eine Beerdigung auf dem Programm. Sen Hoa ist unsere General Managerin in Vietnam. Ihr Vater starb 83-jährig in der Nacht von Montag auf Dienstag. Naütrlich war Sen Hoa den Rest der Woche nicht mehr im Büro. Donnerstag und Freitag war dann das Office ganz zu. Ich war also ein bisschen auf mich gestellt.

Um nicht ganz alleine zu sein, habe ich am Freitag morgen Xing (Netzwerkplattform im Internet) konsultiert und mal geschaut, was denn beim Suchkriterium Hanoi rauskommt. Zum Lunch hatte ich schon eine Verabredung mit einem Deutschen Anwalt, der auch seit Kurzem hier arbeitet.

Heute Morgen um 10 Uhr war die Beerdigung angesetzt. Respektive die Zeremonie dazu. Trotz des traurigen Umstandes, war es für mich natürlich höchst spannend, dabei zu sein. Dutzende von kleineren und grösseren Gruppen warteten draussen unter einem Zelt, um per Mikrophon aufgerufen zu werden und entweder einen Blumenkranz oder eine Fahne hereinzutragen. Ich war mit den Vertretern von Ringier an der Reihe. Der CFO von Ringier Asisa Pacific, der zwar in China arbeitet aber aus Hanoi kommt und auch seine Familie hier hat, führte uns an. Wir traten in eine grosse Halle und mussten vor einer kleinen Treppe warten, bis der Fotograph uns geknipst hatte. Dann legten wir unsere Gaben nieder. Ich habe eine Kondolenzkarte mit ein wenig Geld abgegeben. Dieser Brauch aus ländlichen Gegenden in der Schweiz hat sich übrigens als goldrichtig erwiesen, wie man mir später sagte.
Dann gings zum Sarg, der auf Höhe des Gesichtes ein kleines Fenster hatte. Ich habe aber nicht reingeschaut, nur so getan als ob, sonst kriege ich noch Alpträume. Nun kam der heftige Part, die ganze Familie stand da weinend in einer Reihe und ich habe versucht möglichst angebracht mein Beileid auszudrücken. Ich glaube Sen Hoa hat sich "gefreut", dass ich da war.

Unser Asia Pacific CFO hat mich anschliessend zu sich nach Hause zum Essen eingeladen. Er, seine Frau und die beiden kleinen Jungs wohnen ca. 8 Kilometer ausserhalb von Hanoi (also vom Zentrum). Tausend Tode bin ich gestorben hinten auf dem Roller. Ein paar Minuten in der Stadt zu fahren geht ja, aber über 20 Minuten und alle zwei Sekunden den sicheren Tod vor Augen. Phuu hab ich geschwitzt. Sein Kommentar war: today is not the day (gemeint war der Tag zum Sterben). Aber ich hätte ganz schön was verpasst, wenn ich das nicht auf mich genommen hätte. Einen herzlichen Empfang in Mitten von Familie und Freunden. Ein halbes Dutzend Kinder, die mich neugierig beäugten und anfassen wollten. Das Essen war hervorragend und ich habe mich sehr wohl gefühlt. Alle gaben sich Mühe, ab und zu Englisch mit mir zu sprechen.

Übrigens werde ich immer sofort darauf angsprochen, ob ich verheiratet sei. Wenn dann rauskommt, das ich 30 Jahre alt und weder verheiratet bin noch Kinder habe, ernte ich regelmässig mitleidige Blicke. Ich schaue dann einfach mitleidig zurück auf all die 21-jährigen, die schon unter der Haube sind.

Auf dem Weg habe ich auch noch ein paar interessante open-air Metzgereien gesehen. Mitten auf der Strasse frisches Fleisch bei knapp 30 Grad anzubieten finde ich irgendwie mutig ;-) Hund und Schlange hat mir aber noch keiner aufgetischt - das kommt sicher noch!

Ich freue mich jetzt aber auf nächste Woche, wenns richtig los geht mit Arbeit, so "on hold" zu sein gleich die ersten paar Tage war doch etwas mühsam.

Dienstag, 6. Mai 2008

Abenteuer Vietnam zum Ersten

Meine Lieben

Ich sitze im Garten meines Hotels. Das Abenteuer Vietnam hat schon begonnen. Zugegeben, den Start habe ich ein bisschen verpatzt. 24 Stunden keinen Schlaf sind einfach nichts für Klein-Stefanie.

Aber heute gings gleich spannend los. Eins der Mädels aus dem Büro hat geheiratet. Ich war auch eingeladen. Meine Sorge über das richtige Outfit hat sich aufgelöst, als ich die anderen sah, die waren auch ganz normal gekleidet. Der Hauptsitz von Ringier Vietnam besteht nur etwa aus 8 Personen, übrigens alles Frauen. Und wisst ihr was? Ich bin so etwa die Drittgrösste!!! [Das mit dem draussen sitzen war glaubs ne blöde Idee, die Mücken fressen mich auf und die Vietnamesen schauen mich an als ob ich eine Meise hätte]

Also kurz vor zwölf herrschte Aufbruchstimmung. Wir haben uns vor dem Büro versammelt. Ich bekam einen Helm und los gings bei Thu hinten auf den Roller. Sie ist ganz vorsichtig und langsam gefahren und trotzdem musste ich ein paar Mal die Augen schliessen. Zum Beispiel, als wir auf einer Hanoier Kreuzung standen, umgeben von Autos und noch mehr Rollern, die alle das Ziel zu haben schienen, uns umzufahren oder mindestens weg zu hupen. Hupen gehört sowieso zum Vietnamesischen Verkehr, wie bei uns etwa das Bremsen. Dabei gibt es kein System, gehupt wird aus Leidenschaft - immer.
Nach etwa fünf Minuten Fahrt sind wir beim Convention Center angekommen. Ich kam mir ein bisschen vor wie ein bunter Hund unter den ca. 300 Vietnamesen. Braut und Bräutigam begrüsst, gings zu Tisch. Einige waren schon am Essen, andere haben gelangweilt geraucht oder sich wie wilde Bienen im Raum, der an einen lieblosen Pfarreisaal aus den Siebzigern erinnerte, bewegt. Also alles für meine Begriffe sehr unkoordiniert. Dann gings aber ruck zuck. Innerhalb von 2 Minuten war die Zeremonie vollzogen. Ein Mann mit einem sehr laut eingestellten Mikrophon sagte ein paar Worte, das Brautpaar tauschte die Ringe und das wars. Währenddem haben wir gemütlich weitergegessen. Es gab traditionelle Vietnamesische Hochzeitsgerichte. Fragt mich nicht, was es war aber geschmeckt hats wunderbar. Nach ca. einer Stunde sind wir wieder gegangen. Kurz noch ein Foto mit der Braut und das wars.

Die Leute sind alle sehr nett und freundlich trotzdem bin ich immer wieder auf Gebärdensprache angewiesen, weil sie nicht so gut Englisch können. Zur Arbeit fahre ich mit dem Taxi. Seit mir der Taxichauffeur bei meiner ersten Fahrt 40 Dollar abgeknöpft hat, habe ich eine Taxi-Karte erhalten. Der Fahrer hält diese Kreditkarte nach der Fahrt unter ein Durchschlagpapier und rubbelt mit einer Münze die Prägung ins Papier. Ich muss dann nur noch unterschreiben, es gibt eine Monatsrechnung - Taxifahren für Anfänger eben. Lustig beim Taxifahren (und einigermassen sicher) ist, den restlichen Verkehr zu beobachten. Insbesondere die Hundertscharen an Rollern, die scheinbar ohne Plan durch die Strassen fahren. Oft sind diese kleinen Dinger beladen wie ein Kleintransporter. Manchmal sitzen auch drei oder vier Leute auf den Töfflis. Die meisten Tragen einen Helm. Nur die Kinder werden grundsätzlich ohne Helm und Barfuss hinten drauf gesetzt. Obs keine Helme in Kindergrösse gibt?!? Dazuwischen sieht man Fussgänger mit den Kegelartigen Strohhüten und einer Stange auf der Schulter an deren Seite Lasten befestigt sind. Alles sehr ursprünglich und traditionell.