Sonntag, 8. Juni 2008

Zum Elften

Meine Lieben

Ich bin so enttäuscht über die Niederlage der Schweizer (sniff) aber dazu später mehr. Ich hatte wieder mal ein sehr interessantes Weekend in Vietnam. Am Freitagabend stand Schlangen essen auf dem Programm. Die Vietnamesen verehren den Drachen, alles andere was kreucht und fleucht kann man bedenkenlos essen. Schlange ist eine Delikatesse und daher entsprechend nicht ganz günstig. Wir waren eine Gruppe von 8 Leuten. Der vietnamesische Arbeitskollege von einem unserer Truppe hat die nötigen Tipps geliefert und die Reservation gemacht. Man muss zum Beispiel wissen, dass die Kobras extrem gemästet werden und daher nur fett und teuer sind. Unsere drei "Grass Snakes" waren vielleicht auf den ersten Blick nicht ganz so beeindruckend aber wir waren da um sie zu essen, ich denke das ist Herausforderung genug. Also Freitag 18:30 Uhr ab auf die Roller und ca. 20 Minuten Fahrt später treffen wir im Schlangendorf ein.

Das Restaurant ist wirklich schön und gediegen. Im Parterre erwartet uns schon ein kleiner Zoo. Leguane, Vögel (lebend) und duzende Tiere (meist Schlangen aber auch ein Gürteltier) eingelegt in Alkohol. Und natürlich ein paar Duzend Tonkrüge, die mit einem Stofflappen bedeckt sind. Dort verbringen die Schlangen ihre letzen Stunden. Ich habe mir sagen lassen, dass Schlangen nicht Treppensteigen können und deshalb haben wir uns beruhigt auf der Terrasse im ersten Stock niedergelassen. Einmal mehr gab's ein paar Verständnisprobleme bei der Bestellung. Schon stand ein "Schlangenmeister" mit einer riesigen Grass-Schlange neben uns, lebend versteht sich. Wir wollten aber lieber drei kleine haben. Zurück zum Start also. Dann waren die drei Schlangen da, sie haben sich ein paar Minuten gewunden und wir durften ausführlich fotografieren und filmen. Nun muss man wissen, dass Herz, Blut und Galle sozusagen die Filets der Schlange sind. Abgesehen davon soll das Herz potenzsteigernde Wirkung haben. Und schon war die erste Schlange aufgeschlitzt und ihr Blut tropfte in ein Glas. Dann das Herz herausgeschnitten, die Galle abgezapft und ab in die Küche mit dem Rest. Die Jungs haben sich die drei Herzen geteilt, ich war ja heilfroh, das ich davon verschont blieb. Auch im Anbetracht der Tatsache, dass ich am Vortag mal wieder krank war, wollte ich meinen Magen nicht zusätzlich herausfordern.

Die Blut und Gallen Shots sehen zwar grausig aus, sind aber mit soviel starkem Alkohol verdünnt, dass man nicht wirklich etwas schmeckt. Das Herz hat noch eine ganze Weile gepocht... siehe Video Link auf der rechten Seite. Die anschliessenden Gerichte (Suppe mit Schlange, Schlangen Frühlingsrolle, Schlangenhaut gebacken, Schlange gebraten mit Zwiebel etc.) waren eigentlich ganz gut. Das Fleisch hat keinen starken Geschmack und ist bisweilen recht zäh.

Anschliessend haben wir den Abend zurück in Hanoi im Dragon Fly ausklingen lassen. Die Wasserpfeife war zwar nochmals eine Premiere für mich aber nach Schlangenblut wirkte alles andere irgendwie etwas blass. Das Dragon Fly ist eine der wenigen Bars, die nicht um 23:30 Uhr schliesst. Auch ein etwa halbstündiger Stromausfall kurz vor Mitternacht konnte die Stimmung nicht trüben. Etwas heiss wurde es halt, da die Klimaanlage ausfiel, dafür wurden überall Kerzen aufgestellt und Fächer verteilt. Und dass man in einem totalitären Staat schon mal von der Polizei aus dem Club geworfen wird, ist eigentlich auch nicht weiter bemerkenswert.

Schliesslich stand am Samstag natürlich alles im Zeichen des Flussballs. Die Vietnamesen sind total fussballverrückt. Ich war auf die Residenz des Schweizer Botschafters Monsieur Jean-Hubert Lebet eingeladen. Es gab Häppli (Hobelfleisch und Käse mmhhh) und eine ganze Menge Wein. Um 23 Uhr ist dann die ganze Clique in den Press Club gegangen, um das Spiel auf Grossleinwand anzuschauen. Die Stimmung war grossartig (bis zum Führungstreffer der Tschechen) und auch der vietnamesische Kommentar hat nach einer Weile nicht mehr so sehr gestört. Ich habe versucht möglichst vielen Leuten ein leidenschaftliches "Hopp Schwiit" abzurungen was aber am Ende auch nichts genützt hat.

Nach soviel Aufregung war am Sonntag ausschlafen und relaxen angesagt. Ein bisschen Shoppen kann nie schaden, deshalb habe ich mir eine Lampe und ein ehemaliges Propagandaposter gekauft. Vietnam wird also künftig auch in meiner Wohnung in Zürich Einzug halten.

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